Das Widerstandsdenkmal am Platz der Freiheit und seine Bedeutung für die SPD

Seit 1946 erinnert der „Platz der Freiheit“ an die Opfer des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Vormals war der heutige Kreuzungsbereich Landshuter Allee/Leonrodstraße nach Paul von Hindenburg, dem Generalfeldmarschall des Ersten Weltkriegs und zweiten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, benannt gewesen. Die Umbenennung in der unmittelbaren Nachkriegszeit lässt erkennen, wem in der stadttopografischen Erinnerungskultur fortan Ehre zuteilwerden sollte: nicht dem deutschnationalen Steigbügelhalter Hitlers und Totengräber der Weimarer Republik, sondern den Kämpfern für Freiheit und Demokratie. Jedoch dauerte es bis 1985, bis in der kleinen Grünanlage ein Gedenkstein aufgestellt wurde.

Dieses Denkmal aus Granit, das ursprünglich auf dem „Platz der Opfer des Nationalsozialismus“ stand, war 1962 von Karl Oppenrieder geschaffen worden. Mit seiner Inschrift „Den Opfern im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ verdeutlicht der Stein, was der Begriff „Freiheit“ in der Straßenbezeichnung meinen soll. Gleichwohl blieb weiterhin offen, wer in München, der Wiege der NSDAP und späteren „Hauptstadt der Bewegung“, gegen den Nationalsozialismus und seine Ideologie kämpfte.

Die im Juli 2016 eingeweihte (temporäre) Installation des Aktionskünstlers Wolfram P. Kastner möchte einzelne dieser Widerstandskämpfer ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Auf zwölf Stelen rund um den Gedenkstein am „Platz der Freiheit“ präsentiert Kastner Menschen und ihre Biografien, die sich aus unterschiedlichen Motiven (seien sie politischer oder weltanschaulicher Art) dem Nationalsozialismus widersetzt haben. Für die würdige Gestaltung des Platzes und die beispielhafte Erinnerung an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus hat sich die SPD Neuhausen nicht nur im Bezirksausschuss eingesetzt. Die Erinnerung an die NS-Zeit, an die Opfer sowie an den Widerstand gegen das Regime und seine Ideologie wachzuhalten, ist der SPD eine besondere Verpflichtung – auch und gerade vor dem Hintergrund ihrer eigenen Geschichte.

So waren es vielfach Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die sich bereits vor 1933 vehement gegen Hitler und seine Partei engagierten und die dafür während des „Dritten Reichs“ Verfolgung, Verhaftung, Folter und KZ-Gefangenschaft erleiden, die fliehen mussten – oder von den Machthabern gar ermordet wurden. Auch Sozialdemokratinnen aus Neuhausen und Umgebung waren der Verfolgung durch das Regime ausgesetzt. Das Widerstandsdenkmal von Wolfram P. Kastner stellt beispielhaft die Biografien von Sylvia und Max Klar, Ludwig Koch sowie Karl Reisinger dar. Das jüdische Ehepaar Klar engagierte sich pazifistisch und half dem SPD-Politiker Wilhelm Hoegner bei der Flucht ins Exil. Max Klar wurde in Dachau ermordet, Silvia Klar in Bernburg. Der Reichsbahnschlosser Ludwig Koch war Mitglied in sozialistischen Organisationen und in der Eisenbahnergewerkschaft. Während der NS-Zeit verteilte der Flugblätter gegen das Regime und malte antifaschistische Symbole auf Münchner Plätze. Er wurde 1938 verhaftet und zu einer Zuchthausstrafe von acht Jahren verurteilt. 1953 bis 1973 war er Vorsitzender des Münchner DGB sowie von 1960 bis 1972 Mitglied des Stadtrats. An der Weitergabe von verbotenen sozialistischen Schriften, der Spendensammlung für Verfolgte und dem Aufbau von antifaschistischen Kleingruppen beteiligte sich Karl Reisinger. Nach seiner Verhaftung 1937 wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt und schließlich zum Kriegsdienst eingezogen. Er überlebte das NS-Regime.

Diese vier, im (temporären) Widerstandsdenkmal präsentierten Biografien, stehen beispielhaft für den Mut Einzelner im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Während sich der Großteil der Gesellschaft mit dem Regime und seiner Ideologie arrangierte sowie vor den Verbrechen die Augen verschloss, waren es wenige Bürgerinnen und Bürger, die sich dem NS-Staat widersetzten und für die Freiheit kämpften. Beim Einsatz für Verfolgte und für demokratische Rechte nahmen sie ein großes persönliches Risiko in Kauf und bezahlten ihren Kampf mitunter gar mit der eigenen Gesundheit und dem eigenen Leben. An diese Menschen zu erinnern, ist für die Neuhauser Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten nicht nur eine geschichtliche Verpflichtung. Der Kampf gegen menschenverachtende Ideologien, gegen Hass und Gewalt sowie für die Demokratie und für Werte wie Menschenwürde, Toleranz und Vielfalt bleibt eine immerwährende Aufgabe, die auch heute nichts an Aktualität verloren hat.